ICF - Instrument einer ganzheitlichen Hilfeplanung
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ein einheitlicher Standard, auf dessen Grundlage der funktionale Gesundheitszustand, die Behinderung, die soziale Beeinträchtigung und die Umweltfaktoren eines Menschen mit Behinderung beschrieben werden können.
Da es in der Behindertenhilfe bisher kaum praktische Erfahrungen damit gibt, wird die ICF noch sehr begrenzt eingesetzt.
Sie sind in der Behindertenhilfe tätig? Informieren Sie sich bei Horizonte Nord über die ICF als wertvolles Instrument für die ganzheitliche Hilfeplanung und erfahren Sie mehr über:
- Die Grundlagen der ICF
- Die Anwendung in der personenzentrierten Teilhabeplanung der Eingliederungshilfe: Wie beeinträchtigt beispielsweise die Umgebung den Menschen in seinem täglichen Leben?
- Die Sozialraumorientierung im Kontext der ICF: Wie kann der Sozialraum für den Menschen mit Behinderung erschlossen werden? Was wäre möglich, wenn ...?
Vertreten Sie die Interessen des Menschen mit Behinderung!
Ein einfaches Fallbeispiel
Anna B. (17 Jahre) ist auf den Rollstuhl angewiesen und wohnt ländlich in einem Dorf. Als Schülerin eines Förderzentrums wird sie an einer Regelschule integrativ beschult. Sie hat eine Schulbegleiterin und wird täglich vom Schulbus abgeholt. In ihrer Freizeit möchte sie gerne eigenständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren und ihren Interessen (Musikunterricht, Einkaufen usw.) nachgehen können. Leider hat der Linienbus keinen absenkbaren Zugang, womit sie immer auf Unterstützung angewiesen ist, die sie aber, wenn möglich, vermeiden möchte. Ebenso ist ihr nicht klar, wo sie in der Stadt als Rollstuhlfahrerin barrierefreien Zugang hat.
Mit der ICF lässt sich die Situation klar und eindeutig beschreiben, sodass im Anschluss praktische Handlungsmöglichkeiten ergriffen werden können.
Funktionaler Gesundheitszustand:
Welche Einschränkungen liegen vor.
Beschreibung der Körperstrukturen und Körperfunktionen durch Fachleute, z. B. Ärzte.
Aktivitäten und Partizipation (Teilhabewunsch):
Alleine mobil sein und wissen, wo ich barrierefreie Zugänge habe, um meinen Interessen nachgehen zu können.
Umweltfaktoren:
Ein Linienbus mit absenkbarem Rollstuhlfahrerzugang ist notwendig. Ein “Mobilitätscoach” könnte mit ihr eine zusammen eine “Barrierefreie Landkarte” des Sozialraums erkunden und erstellen.
Abhilfe in diesem Beispiel schaffte ein Kontakt bei den örtlichen Verkehrsbetrieben, denen die Situation der jungen Frau kurz und knapp dargelegt wurde und die ab sofort einen anderen Bus mit absenkbarem Rollstuhlfahrerzugang einsetzten. Im Rahmen der Eingliederungshilfe wurden die Kosten eines Coaches getragen, der mit Anna in den folgenden Wochen die eigenständige Mobilität und Aktivität im Sozialraum erprobt und etabliert hat.